Spielwarenmesse meldet sich persönlich zurück
Erlangen | Corona hat eindrucksvoll gezeigt, welches Potenzial in der fortschreitenden Digitalisierung steckt. Umgekehrt hat sich im Februar die Spielwarenmesse als weltgrößter Branchentreff nach zweijähriger Zwangspause eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Abgesang auf das analoge Messetreiben hat deutlich zu früh eingesetzt. Immerhin pilgerten rund 58.000 Händler und Einkäufer aus 128 Ländern in die Spielzeugstadt Nürnberg. Sie nahmen vor Ort das Angebot an Neuheiten und Trends von über 2.100 Aussteller aus 69 Ländern unter die Lupe – und in die Hand.
Der Re-Start der Spielwarenmesse als weltgrößtes Spielezimmer in den Nürnberger Messehallen war eindrucksvoll. Ein Gang entlang der Stände kann besser als jedes digitale Medium einen facettenreichen Eindruck von der Vielfalt der Spielewelten vermitteln. Immerhin sind grob geschätzt rund eine Millionen Produkte und Varianten bewährter Spielideen zu entdecken.
„Die Lektion ist deutlich“, bilanziert Ulf Thaler, Chef des Erlanger Marketer Kauri Spirit. „An digitalen Helferlein zur Präsentation oder Kommunikation führt kein Weg vorbei. Klar ist aber auch: Ohne den persönlichen Kontakt ist alles Nichts.“ Digitale Ausstellersuche und Terminvereinbarung sind ohne digitale Kanäle praktisch undenkbar. Am Ende ist das persönliche Gespräch zwischen den Neuheiten der entscheidende Weg, um ein Geschäft in trockene Tücher zu bringen.
Spielewelten kombinieren analoge und digitale Möglichkeiten
Das Sowohl-Als-Auch gilt nicht nur für Marketing und Kundenkommunikation. Auch die Spielideen kombinieren für die Gunst der Einkäufer und Kinder analoge und digitale Möglichkeiten. „Die Trennung in haptisch oder virtuell ist akademisch und hilft im Tagesgeschäft nicht weiter“, sagt Thaler. „Das Produkt muss überzeugen, egal wie viel aus der einen oder anderen Welt drinsteckt.“
Unter den vielen Ansätzen der Hersteller greift Marketer Thaler die Idee von Pixacade heraus. Kinder können ganz herkömmlich ihr Lieblingstier oder eine Fantasiefigur so bunt wie sie wollen malen. Dann wird das kleine Kunstwerk abfotografiert und als Spielfigur in eine digitale Spielewelt integriert. So verbinden sich das Daddeln an Smartphone oder Tablet mit kreativen und haptischen Elementen. „Die Branche spricht bei der Verbindung von Realem und Digitalem von Meta-Toys“, weiß Thaler.
Begegnungen sorgt für leuchtende Augen
Informationen, Verhandlungen oder Austausch zu Trends – die Bilanz der ersten Spielwarenmesse nach Corona fällt positiv aus. Laut Veranstalter bewerteten 95 Prozent der Aussteller die Teilnahme an der Branchenschau als wichtig bis sehr wichtig. Mit dem Verlauf der Messe zeigten sich 92 Prozent zufrieden bis sehr zufrieden. Das spiegelt sich auch in Einzelstimmen wider, beispielsweise bei der SIMBA DICKIE GROUP und Uwe Weiler, COO: „Wir sind schlicht begeistert. Nach drei Jahren endlich wieder das Leuchten in den Augen der Besucher zu sehen, ist wunderbar.“ In der StartupArea sieht Managing Director Özgür Bicakci von Melia Games den Weg in den Markt geebnet: „Der Live-Charakter ist für uns elementar, unsere Produkte leben vom Anfassen und haptischem Erleben.“
Neuheiten bis zum Abwinken
Ravensburger bringt zum 100. Disney-Geburtstag in diesem Jahr eine Variante des Klassiker-Brettspiels Labyrinth auf den Markt. Das BIG Bobby-Car düst nun auch als Rutschfahrzeug aus Kunststoff-Rezyklat in die Kinderzimmer. BAVVIC möchte mit seinem Konstruktionsspielzeug aus Holz punkten. Die nachwachsenden Wissenschaftler von morgen können mit dem Experimentier-Set von Clementoni ihre naturwissenschaftlichen Versuche mit digitalen Inhalten vertiefen.
Zu den Klassikern gehören auch die Scooter und eScooter von Micro Mobility Systems. Marketer Thaler nutze seinen Messebesuch, um sich mit Pascal Joos (Head of Product Management & CEO Micro China) über Branchentrend und Händlerstimmung auszutauschen. „Gerade die Weiterentwicklung des Micro Explorer S mit einem Drehmoment von 450 Watt und einer Reichweite von bis zu 35km stimmt uns für das Frühlingsgeschäft sehr positiv“, so Joos während der Messe.
Erstmals hat die Spielwarenmesse ein digitales Portal gestartet. Als App auf dem Smartphone konnte man während der Messetage nicht nur das umfangreiche Vortragsprogramm im Blick behalten. Im Nachgang kann man sich auch noch mit Experten oder Ausstellern vernetzen. Mit ein paar Klicks lassen sich auch nach dem Messetrubel noch neue Kontakte für die eigene Community schaffen. Als dauerhafter Assistent kann man auch schon digitale Strippen für die Spielwarenmesse 2024 ziehen. Thaler hat selbst einen Blick hineingeworfen. „Es funktioniert als digitale Ergänzung kinderleicht.“